Nähe und Ferne konjugieren

https://www.deutschlandfunk.de/naehe-ferne-essay-100.html

Überlegungen zu schwierigen VerhältnissenNähe und Ferne

Als Menschen sehnen wir uns nach Nähe und suchen die Ferne. Das ganze Leben ist ein Spiel aus Nähe und Distanz, Verweigerung und Öffnung. Doch wie lassen sich Nähe und Ferne genau bestimmen?

Der mittlere Abstand der Erde zur Sonne beträgt 149,6 Millionen Kilometer. Aus dieser Entfernung sieht die Sonne aus wie eine glänzende Scheibe, etwa so groß wie eine Münze. Kommen wir dem Stern in einem Raumschiff näher, nimmt er irgendwann die volle Breite unseres Bullauges ein – und irgendwann später auf unserer Reise könnten wir gar nicht mehr an ihm vorbeisehen. Vom Andromeda-Nebel aus betrachtet wirkt die Sonne nicht größer als ein Stecknadelkopf.

Was ist nun der rechte Abstand? Fünf Meter? 50.000 Kilometer? Oder zwei Milliarden Lichtjahre? Oder wäre gar Verachtung der bessere und angemessenere Abstand, denn Interesse? Die Fünf ist näher bei der Sechs als bei der Sieben, der Buchstabe C näher beim D als beim O. Andererseits ist das große I dem großen L ähnlicher als dem großen O oder N.

Es gibt qualitative Nähe wie Verwandtschaft oder Ähnlichkeit – und es gibt Nähe als räumliche Quantität, etwa 22 Zentimeter gegenüber 15 Metern. Es gibt den Vorder- und den Hintergrund – und gäbe es diese Unterscheidung nicht, wonach ließe sich die Wichtigkeit bemessen, die die Welt hierarchisiert?

Alles, was ist, steht zueinander in Beziehung und bleibt auf etwas bezogen. So gesehen sind Nähe und Ferne Sortiermaschinen: Sie sortieren nach Relation, Quantität und Qualität. Und nach Entsprechung.

Die Welt ist nach Ähnlichkeit strukturiert – quantitativ wie qualitativ. Die Bedeutung der rechten Distanz ist die Frage darnach, was einer Art denn nun natürlicherweise entspricht. Das ist nicht immer einfach zu beantworten.

Thomas Palzer, geboren 1956, studierte Philosophie und Germanistik in München und Wien. Er ist Autor, Essayist, Journalist, Schriftsteller, Filmemacher und Hörfunksprecher. 2018 erschien der Essay „Vergleichende Anatomie“ (Matthes & Seitz) und 2019 der Roman „Die Zeit, die bleibt“ (Tropen).


Dem Internet, das niemals schläft und das ständig Informationen und Wissen um die Erde trägt, entgeht niemand und nichts. Oder fast niemand und fast nichts. Vielleicht ändert sich das auch gerade, aber mehr dazu gegen Ende des Essays.

Man könnte auf alle Fälle die Ansicht vertreten, dass jedem von uns die Welt in allen ihren Teilen und Aspekten mitsamt den Eigenheiten ihrer Bewohner noch nie so nahe gebracht wurde wie heute. Und dieses bei Bedarf in Echtzeit. Wir sind, wie man so sagt, auf dem Laufenden – dauerhaft und über praktisch alles informiert. Wir sind immer on line. Wie die Spatzen auf den Stromleitungen.

Jemandem etwas nahebringen – das bedeutet: ihn mit etwas bekannt oder sogar vertraut machen.

Was aber hat es mit jener Sorte des Nahebringens auf sich, wie sie vom Netz praktiziert wird? Mit einer Sorte, die von der Überzeugung getragen wird, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die Information ist?

Wenn es einen Denker der „Nähe“ gibt, dann ist das Martin Heidegger. In einem Vortrag mit dem Titel „Einblick in das, was ist“ bemerkt der Philosoph 1949:

„Was ist die Nähe, wenn sie trotz der Verringerung der längsten Strecke auf die kürzesten Abstände ausbleibt? Was ist die Nähe, wenn sie durch das rastlose Beseitigen der Entfernungen sogar abgewehrt wird? Was ist die Nähe, wenn mit ihrem Ausbleiben auch die Ferne wegbleibt?“

Heidegger geht es in seinem Vortrag um das, was damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, das Leben wesentlich bestimmt hat und bis heute bestimmt – es ist die Technik. Diese hat eine Dynamik entwickelt, die alle Lebensbereiche revolutioniert hat und weiter revolutioniert. Das Leben wird neu ausgerichtet und plötzlich komfortabel – in einer Weise, wie es das nie zuvor gewesen ist. „Komfort“ ist dabei eine Vokabel, die die Bequemlichkeit einer Sache in den Vordergrund rückt – und damit verspricht, sie dem Menschen trotz der intrinsischen und sprichwörtlichen Tücke der Dinge „nahe“ zu bringen.

Nach Heidegger ist Technik eine ganz bestimmte Art des herausfordernden, provozierenden Handelns. Von diesem wird, was gebraucht wird, gewissermaßen „ge-stellt“. Radio, Fernseher, Autos, Flugzeuge, Satelliten und Raketen, Fabriken Fernreisen, Kraftwerke und Medien als Beispiele solchen Stellens, das die Natur stellt wie die Polizei den Delinquenten, richten das Dasein im großen Maßstab grundlegend neu aus. Der Mangel wird zur Mangelware – und alles, womit der Mensch in Berührung kommt, wird auf dessen Bedürfnisse ausgerichtet.

Das Wesen der Technik wird von Heidegger mit dem Ausdruck „Ge-stell“ bedacht, ein Wort, das Begriffe wie Ge-setz oder Ge-birge nachbildet – und mithin die Versammlung alles technischen Stellens meint, so wie Gebirge die Versammlung alles Bergigen und Gesetz eine Sammlung an Vorschriften. Was gebraucht wird, wird gewissermaßen von der Technik auf seinen Gebrauchswert hin „ge-stellt“. Das „Gestell“ hat selbst absolut nichts Technisches an sich, bildet aber gemäß seinem aggressiven, herausfordernden Charakter den radikalen Gegenbegriff zu „Nähe“.

Und tatsächlich lässt sich im Hinblick auf Heideggers voriger Bezugnahme auf die Einschmelzung der Dimensionen mit einigem Recht sagen, dass es der Technik im großen Ganzen darum zu tun ist, Entfernungen zu entfernen – und totale Nähe zu allem und jedem herzustellen. Das etwa verdeutlichen Vokabeln wie Tele-phon (zu dem auch das Internet gehört) und Tele-vision, zumal, wenn man bedenkt, dass Television nur eine Schrumpfform der Teleportation ist: Statt der Sache selbst wird lediglich dessen Bild in die Kanäle der Welt eingespeist.

Die Frage bleibt, ob Wirklichkeit überhaupt vollständig und ohne Rest in Pixel beziehungsweise Information übersetzt werden kann.

Das Telos der Technik findet sich jedenfalls in dem Imperativ, Ferne unbedingt und an jedem Ort jederzeit zu entfernen. Wobei zur Ferne auch das Unwissen zählt, das Uninformiert- und Unvertraut-Sein. Dieser „bildungsfernen“ Welt, der es an Knowing‑what ebenso mangelt wie an Knowing-how, insofern der Umgang mit den Dingen Nähe voraussetzt, die nicht mehr gegeben ist, versucht man mit einem wahren Overkill an Informationen zu begegnen. Niemand kann mehr entscheiden, welche der sogenannten Informationen überhaupt Sinn machen und welche nicht. Man ist ihnen einfach ausgesetzt – ähnlich wie dem Teilchenhagel aus dem Weltraum.

„Infolge des Verlusts von Nähe und Ferne zu den Dingen, Mitmenschen, Tieren und Pflanzen, verlieren diese ihren Eigenwert, derangieren zum bloß bestellbaren Bestand als dem stets plan- und berechenbaren und infolgedessen verfügbaren Material technologischer Vernutzung.“ So Emil Kettering, der das Denken Heidegger in puncto Nähe auslegt.

Technik oder, im Jargon des Philosophen bleibend, das Gestell finden ihre eigentliche Funktion folglich darin, Dinge ins, wie Heidegger das nennt, „Abstandlose“ herbeizuzaubern und heranzuzoomen – nämlich über alle zeitlichen und räumlichen Entfernungen hinweg. Paris soll nicht zwei Tagesreisen entfernt liegen, sondern 20 Minuten. Und dann womöglich nicht mehr 20 Minuten, sondern im nächsten Schritt, der immer ein Fortschreiten und Fortschritt ist, nurmehr zwei Sekunden. Die USA nicht acht oder zehn Stunden, sondern 30 oder drei Minuten. Die Zukunft soll nicht länger morgen stattfinden, sondern heute – und Gestern soll nicht für immer an die Vergangenheit verloren sein, sondern von Museen und Archiven aufgehoben werden und jederzeit rekonstruierbar bleiben. Technik bringt das herkömmliche Raum-Zeit-Gefüge auf Vordermann, bringt diesem, wenn man so will, das überfällige und zeitgemäße Update.

Mit Heidegger eine weitere Drehung vollzogen, verleiht das Gestell der Technik einen spezifischen Charakter – nämlich den, sich allen Dingen möglichst effizient zu nähern – nicht aus Liebe oder Fürsorge oder Bewunderung, sondern aus dem Gedanken an den Nutzen heraus. Alles soll von dem Punkt aus erreichbar sein, an welchem der Mensch sich gerade befindet. Technische Nähe, so könnte man sagen, betreibt den Kollaps der Zuhandenheit – auch das ein Begriff aus dem Werkzeugkasten des Philosophen. Alles ist verfügbar – gerade, eben, jetzt. Immer und überall.

Von daher ist für Heidegger „Nähe“ nichts, das sich physikalisch und erst recht nicht „effizient“, also auf kürzestem Weg, herstellen lässt. Das Paradigma der Effizienz lautet: Weniger ist mehr. Mehr Produktion bei geringerem Aufwand.

Nähe ist nichts Objektives, sondern etwas ganz und gar Subjektives. Nähe kann es nicht zwischen irgendetwas und irgendetwas anderem geben, sondern nur, wenn eine Person mit im Spiel ist. Nähe in diesem Sinn muss als Geschehen begriffen werden, als etwas, das performativ ist, kein Zustand. Zustände lassen sich messen. Nähe aber ist eine Form der Empathie und wird im Geschehen des Näherns erlebt. Um den amerikanischen Philosophen Thomas Nagel zu paraphrasieren: Wer sich einer Fledermaus nähert, wird dennoch nie ahnen können, wie es ist, eine zu sein.

Heidegger schreibt: „Das Ding ist nicht ‚in‘ der Nähe, als sei diese ein Behälter. Nähe waltet im Nähern …“

Nähern in diesem Sinn ist als Geschehen eine Form der Zu-Wendung.

Nebenbei bemerkt, lässt sich rein quantitative und von aller Subjektivität bereinigte Nähe gar nicht wirklich messen, weil das eine Absolutheit voraussetzte, die nur außerhalb des Universums gegeben wäre. Wir befinden uns aber nicht außerhalb, sondern mittendrin – auch wenn wir im Universum nur Gast sind. Wir haben mithin immer eine Perspektive. Wir sind es, die messen. Und diese Perspektive verzerrt. So sehen wir am Nachthimmel manche Sterne scheinbar ganz nah beieinander, mit zwei oder drei Fingerbreit Abstand, die aber real hunderttausende Lichtjahre voneinander entfernt sind. Am Himmel sehen wir, wenn man so will, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.

Der mittlere Abstand der Erde zur Sonne beträgt 149,6 Millionen Kilometer. Aus dieser Entfernung sieht die Sonne aus wie eine glänzende Scheibe, etwa so groß wie eine Münze. Kämen wir dem Stern in einem Raumschiff näher, nimmt die Sonne irgendwann die volle Breite unseres Bullauges ein – und irgendwann später auf unserer Reise könnten wir gar nicht mehr an ihr vorbeisehen. Vom Andromeda-Nebel aus betrachtet wirkt die Sonne nicht größer als ein Stecknadelkopf.

Was wäre nun der rechte Abstand? Fünf Meter? 50.000 Kilometer? Oder zwei Milliarden Lichtjahre?

Oder wäre Verachtung gar der bessere und angemessenere Abstand – statt Interesse?

Wie die Länge eines Igels messen, wenn er sich zu einer Kugel rollt, weil er sich fürchtet?

So fragt die österreichische Schriftstellerin Barbara Zeman in ihrem Roman Beteigeuze.

Kurzum, neben räumlicher und messbarer, also quantitativer Nähe gibt es, worauf Heidegger insistiert, offensichtlich qualitative Nähe – eine Nähe, an der wir als Subjekte beteiligt sind, namentlich Affinität, Verwandtschaft, Ähnlichkeit, Sympathie et cetera. Diese ist für den Philosophen die eigentliche Nähe. Nähe kann ohne uns gar nicht geschehen, gar nicht erlebt werden. Sie vollzieht sich in der Zuwendung und ist nicht skalier- oder sonst wie messbar.

Und tatsächlich muss man zugeben, dass einem der Mensch, der einem nahe ist, nicht notwendig metrisch oder physikalisch nahesteht oder nahe sein muss. Biochemisch stehen wir doch uns alle nahe – als menschliche Gattung sowieso und das sogar ziemlich –, aber eben nicht unbedingt menschlich. Es sind vielmehr Liebe, Sympathie, Gewogenheit, Affinität, Familienähnlichkeit, die umgekehrt diese Nähe erst stiften – oder stiften können. Zuwendung bringt Nähe herbei, Zuwendung „nähert“ – statt dass Nähe aktiv gesucht oder hergestellt werden müsste.

Zwischen Körpern zum Beispiel gibt es Gravitation und Attraktion, das eine schafft Nähe aufgrund physikalischer Eigenschaften, das andere aus ästhetischen Gründen. Anders als Gravitation zwingt die Attraktion nicht – sie bezwingt. Nähe ist in diesem Fall keine Kategorie, sondern ein Existential. Sie ist lebensnah, etwas, das durch Zuwendung geschieht, einfach dadurch, dass das Leben von sich aus Nähe sucht – und manchmal auch das Weite.

Nähe und ihr Gegenteil, die Distanz, befinden sich jedenfalls in einem bipolaren Verhältnis – egal, ob unter quantitativem oder qualitativem Aspekt. Die Pole vermögen sich aufeinander zu- oder voneinander wegzubewegen. Um mit Deleuze zu argumentieren: Die Differenz zwischen Nähe und Ferne gibt Einblick in das, was ist.

Alles, was ist, steht zueinander in Beziehung – emotional, kausal, mathematisch, zeitlich. Eine Singularität gibt es in dieser Hinsicht nicht; sie gibt es lediglich im physikalischen Modell, als Resultat einer Methode. Das Problem aller Resultate aber ist: Diese stehen, da sie Interpretationen sind, am Ende. Sie liegen uns folglich fern, während die sinnliche Wahrheit, wie wir von Luigi Pareyson wissen, am Anfang steht und uns also nahe ist. Wahrheit, so der italienische Philosoph, inspiriert, während etwa Resultate dominieren.

Wenn die Distanz, die ein Verhältnis ausmacht, unendlich groß ist, so bedeutet das: Es muss sich um die Entfernung zwischen dem Sein und seinem radikalen Gegenteil, dem Nichts handeln. Diese Distanz gibt es als messbare nicht, denn sie ist unermesslich. Ist die Nähe dagegen unendlich nah, bedeutet das: Identität. Eine Rose, die sich selbst unendlich nah ist, ist dieselbe – nicht die gleiche.

Um beide Begriffe, Nähe und Ferne, der semantischen Enge eines rein raum‑zeitlichen Verständnisses zu entheben und Qualität miteinzubeziehen, mithin auf Bedeutungsvarianz zu bestehen, sprechen wir von Konjugation. Das Verhältnis zwischen Nähe und Ferne lässt sich auf ähnliche Weise konjugieren wie ein Verb, etwa das lateinische conjungere,das verbinden meint.

Wenn man sich nun jemandem nahe fühlt, kann das die verschiedensten Gründe haben: Es können genetische Gründe sein, weil es sich um einen Verwandten von mir handelt; es können gemeinsame Interessen sein, weil der Andere und ich etwa beide leidenschaftliche Angler sind oder begeisterte Kinogeher; es kann die banale Tatsache sein, dass wir beide uns im selben Raum aufhalten oder die gleiche Konfektionsgröße tragen oder die gleiche Fahrradmarke bevorzugen; und es kann emotionale Gründe haben, sei es, dass mir das Gegenüber sympathisch ist, sei es, dass wir denselben Musikgeschmack teilen, oder sei es, dass wir uns gar ineinander verliebt haben.

Andererseits kann ich mich sogar einer Person nahe fühlen, die ich gar nicht kenne, der ich noch nie begegnet bin und die ich auch noch nie gesehen habe – nur, weil ich ihr etwa auf den sozialen Medien folge, weil ihre dort verbreiteten Ansichten oder Meinungen von mir geteilt, bewundert oder genossen werden. Also gibt es semantische Nähe bei physischer Abwesenheit. Ein überraschender Befund.

Oder ich finde eine Person sympathisch, die ich nur von einem Foto kenne. Nähe gibt es also sogar dort – was man vielleicht nicht erwarten würde –, wo weitgehende Anonymität herrscht.

Und im Fall von Politikern, staatlichen Stellvertretern und Repräsentanten ist es sogar so, dass man von diesen geradezu erwartet, dass keine verschwitzte, populistische Nähe hergestellt wird, sondern im Gegenteil eine eingriffsarme Ferne zu den Bürgern Maßstab ist – was wiederum von denjenigen Medien leider zunehmend unterlaufen wird, die dem Publikum weniger dienen als diesem sich andienen – und der Prominenz bis ins Schlafgemach folgen. Konnte ehedem der König dem Volk nahe sein, indem er sich unters Volk mischte, ohne befürchten zu müssen, erkannt zu werden, kennt heute der König das Volk nicht mehr, aber dieses jenen, ohne diesem nahe zu sein. Eine eigenartige Rochade.

Die Bedeutung rechter Distanz ist neben den philosophischen Erwägungen natürlich eine Frage kultureller Prägung beziehungsweise gesellschaftlicher Konvention. So hat sich zum Beispiel die Art und Weise des Zusammenlebens, wenn man mit jemanden „zusammen“ ist, radikal verändert. Noch vor 50 Jahren war es üblich, dass man, wenn man die Meinung haben konnte, dass es sich um etwas „Ernstes“ drehte, gemeinsam eine Wohnung bezog. Heute leben immer mehr Paare in getrennten Wohnungen. Paradigmatisch steht dafür folgender Anzeigentext:

„Ich bin unabhängig, liebe meine Freiheit, sehne mich trotzdem nach tiefer Verbundenheit und körperlicher Nähe.
Meine Vorstellung von Beziehung?
3 Inseln: 1 für dich, 1 für mich – und 1 für uns beide.“

Das gilt vor allem, kulturphilosophisch gesprochen, für den protestantischen Norden Europas, es gilt aber auch zunehmend für den katholischen Süden, wo es scheinbar häufig noch anders aussieht. Mit dem wachsenden Anspruch an Platz ist gleichzeitig die Bereitschaft geschrumpft, sich gegenüber dem oder den anderen zurückzunehmen. Die in allen europäischen Großstädten schmerzlich spürbare Wohnungsnot ist eine direkte Folge davon.

Wer über Wohnungsnot spricht, muss über Familien sprechen. Bei Wittgenstein stoßen wir auf den schönen Begriff der „Familienähnlichkeit“, den dieser in seinen Philosophischen Untersuchungen aus dem Jahr 1953 geprägt hat – also zur selben Zeit, in der Heidegger das „Gestell“ als Gegenbegriff zu Nähe und Ähnlichkeit erfand. „Familienähnlichkeit“ stellt, um es kurz zu sagen, die Unschärfe taxonomischer Begriffe scharf, wenn Gemeinsamkeiten nicht, wie üblicherweise, auf geteilten Merkmalen beruhen. Wenn das nicht der Fall ist, dann hilft die Ähnlichkeit in der Gestalt.

Was dem einen zu nahe geht, ist dem anderen gerade recht. Was in bestimmten Situationen für angemessen erachtet wird, dafür hat jede Kultur ihre eigenen Standards – etwa im Fall des Anstehens oder Schlangestehens, des gemeinsamen Wartens, im Fall der Trauer oder der Verliebtheit oder des freundschaftlichen Umgangs.

Wie nahe darf man einem Freund kommen?

Wie viel Abstand sollte gewahrt bleiben?

Und: Der mangelnde Respekt von gestern kann, chronologisch betrachtet, die Orthodoxie von heute sein.

Überhaupt – der Freund.

Im 9. Buch der Nikomachischen Ethik schreibt Aristoteles:

„Denn die Freundschaft ist eine Gemeinschaft und wie man sich zu sich selbst verhält, so verhält man sich auch zum Freund.“

Ein Freund steht einem folglich so nahe, wie man sich selbst nahesteht – und doch handelt es hier um keine Identität. Es ist eine Entsprechung, eine Analogie, eine Korrespondenz oder ein Gleichnis.

In diesem Zusammenhang stößt man schnell auf die Frage, was denn einer Art „natürlicherweise“ entspricht. Das ist nicht einfach zu entscheiden. Unter „Art“ wollen wir verstehen, was sich durch eine gewisse Ähnlichkeit zum „Artgenossen“ qualifiziert. Der Nominalist wird freilich „Art“ nicht anerkennen wollen und wie Truman Capote behaupten: Alles gibt es nur einmal. Ein Nominalist ist jemand, der auf alles nur zeigen kann und sagen: das da, und das da, und das da.

Doch da haben wir die von Wittgenstein gefundene Familienähnlichkeit.

Das Natürliche, sagt wiederum der Philosoph Robert Spaemann, ist das, was einer Art angemessen ist. Was ihr entspricht. Was zu ihr passt. Was naheliegt. Was ihr guttut, statt ihr zu schaden.

Naheliegend der Gedanke, dass etwa einem Einzelgänger etwas anderes passt als einem, der sich gern in der Gruppe bewegt. Allgemein lässt sich sagen: Nähe stellt sich ein, wenn einem etwas liegt oder gelegen kommt oder sympathisch ist.

Dagegen liegen all die Gedanken fern, die dem Naturell desjenigen, der diese Gedanken hat, nicht entsprechen – aber trotzdem denkbar sind. So kann das, was eigentlich fern liegt, einem dennoch nahekommen – obwohl es gleichwohl fernbleibt. Man erkennt an der Ambivalenz der beiden Terme, wie subjektiv diese sind – selbst unter der Optik der Objektivität.

Wie Hemd und Hose muss das, was gedacht wird, dem, der das zu Denkende denkt, auf den Leib geschneidert sein und in den Kram passen. Auch kann es wiederum ein großer Fehler sein, in bestimmten Zusammenhängen – zum Beispiel ökonomischen, politischen oder militärischen – nur an das Nahe- oder Nächstliegende zu denken. Manchmal ist es einer Sache deutlich angemessener, wenn man bei ihr um die Ecke denkt. Manchmal kann das Fernste das Nächste sein.

Immer geht es bei dem semantischen Gespann von Nähe und Distanz darum, dass etwas geteilt wird: sozial, emotional, intellektuell, physisch oder psychisch – das Genmaterial, Interessen, Leidenschaften, Kleidergrößen, Augenfarben oder Vorlieben. Nähe ist demnach eine Funktion des inter-esses, eine Funktion der Intensität und der Art und Weise des Seins im Dazwischen zwischen mir und dem Objekt oder mir und dir. So bewohnen wir beispielsweise alle ein- und dieselbe Erde, teilen daher alle den Weltbezug, sind von daher alle dem Sein-zur-Welt verpflichtet; sind, mit anderen Worten: Menschen.

Alles, was ist, steht zueinander in Beziehung und bleibt auf etwas bezogen. Nähe und Ferne bilden die beiden Pole, zwischen denen Relation dann näher hin ausbuchstabiert werden kann. Relationen lassen sich klassifizieren: Handelt es sich um eine Analogie, eine Differenz, eine Identität, um einen Widerspruch, eine Gleichartigkeit; schlicht um eine Affinität, eine Ungleichheit, um eine einfache lineare Beziehung, um einen Vergleich, ein Interesse oder um eine Zugeneigtheit. Apfel und Birne zum Beispiel entsprechen einander, weil sie sich unter den Begriff Obst rubrizieren lassen; Autos und Computer, weil sie unter die Menge der Maschinen fallen. Zwischen Täter und Opfer wird oft eine Beziehung vermutet. Und es ist immer mein Interesse, das eine Beziehung herstellt zu dem, was mich interessiert. Und sei es das nur angenommene Leben auf fremden Planeten.

Die Beziehung zwischen Zahlen und Buchstaben, um ein anders Beispiel zu geben, ist eine semiotische, ist eine Beziehung unter Zeichen zu Zeichen. Die Fünf wiederum ist näher bei der Sechs als bei der Sieben, der Buchstabe C näher beim D als beim O. Andererseits ist das große I dem großen L ähnlicher als dem großen O oder N.

Selbst Beziehungslosigkeit muss logisch als Beziehung begriffen werden. Denn eine Beziehung besteht auch dann, wenn keine Beziehung besteht – eben „keine“ Beziehung. Auch der Nominalismus kann nicht verhindern, dass zwischen „dem da“ und „dem da drüben“ eine Beziehung besteht. Denn in der reinen Form der „Beziehung“, in der Beziehung an sich, ist Zuwendung „der Anlage nach“ ja immer schon vorhanden. weshalb, anders ausgedrückt, die Unausweichlichkeit der Beziehungen von allem, was es gibt, zu allem, was es gibt, die Nähe der Welt garantiert.

Was nun aber die Relation zwischen Nähe und Ferne historisch revolutioniert hat, ist – die Postkarte. Dank ihrer Erfindung durch den Engländer Rowland Hill Mitte des 19. Jahrhunderts konnte sich so etwas wie ein egalitäres System des Austauschs etablieren. Man war nicht mehr auf teure Postkutschen angewiesen, für die Teleportation noch bedeutete, Personen oder Sachen, zum Beispiel Briefe und Dokumente, in Form von Atomen tatsächlich hin und her zu befördern. Nun konnten erstmalig in der Geschichte auch die wenig Betuchten Nachrichten über größere Entfernungen austauschen. Die Postkarte war der Vorläufer der Massenkommunikation.

Diese ferne Welt ist heute abgelöst worden von einer der Dauererreichbarkeit – von einer radikal abstandlosen Welt, in der zunehmend die Tyrannei der Intimität den Ton angibt – wie das der Soziologe Richard Sennett einmal ausgedrückt hat. Öffentlichkeit benötigt den rechten Abstand, um eine zu bleiben – um keine Interessen zu vermischen; um keine Empfindlich- und auch keine Befindlichkeiten zum Maßstab zu nehmen; um Raum zu geben zwischen dir und mir und zwischen all den anderen. Ohne Raum gäbe es diese Dialektik von Nähe und Ferne nicht. Ohne Raum wäre alles eins und das Eine nichts.

Nähe ist das eine – das willentliche auf Abstand halten das andere. In den 1990er Jahren, als gelbe Telefonzellen noch das Stadtbild prägten, ließ sich mit eingebauten Autotelefonen und klobigen Handys Distinktion schaffen – Abstand zur Masse. Wer aus dem Auto telefonierte, gab sich wichtig. Und verwies damit alle, die auf offener Straße noch Kleingeld zum Fernsprechen benötigten, ins Abseits. Hotels, die kein Internetcafé oder WLAN hatten, galten als hoffnungslos rückständig.

Doch schon seit längerem schicken die Softwareingenieure im Silicon Valley ihre Sprösslinge auf bildschirmfreie Waldorfschulen. Steve Jobs erzog seine Kinder ohne Gadgets – iPad und iPhone waren zu Hause tabu. Weil der Apple-Gründer um das Geheimnis der Dialektik zwischen Nähe und Ferne wusste?

Heute, wo es kaum noch internetfreie Zonen gibt, in einer Welt, die wegen der Dauererreichbarkeit zum globalen Dorf geschrumpft ist, wird Nichterreichbarkeit zum begehrten Gut – und Offline zum neuen Luxus. Viele digital erschöpfte Menschen flüchten in digitale Detox-Retreats, die mit „Funkstille“ werben. Mit schnellem Internet und teuren Smartphones lassen sich in urbanen Milieus jedenfalls keine Statusgewinne mehr erzielen. Sie gelten als Standard für das Homeoffice.

Das ist der Grund, weshalb in jüngster Zeit rudimentäre und extrem abgespeckte Handys immer beliebter werden. Das Motiv: Face to Face statt Facetime. Hängt am Smartphone also bald nur noch das digitale Proletariat?

So gibt es etwa in New York den maschinenstürmerisch angehauchten Luddite Club, belebt von einer Gruppe junger Refuseniks, die freiwillig auf ihr Smartphone verzichten und einen Lowtech-Lifestyle propagieren. Ein Minimalismus, der denjenigen eskortiert, der gern unentwegt darüber klagt, immer noch viel zu viele Dinge zu besitzen. Diät als Völlerei, Entfernung als Nähe.

Statt eines Smartphones nutzen die jungen Analogisten lieber sogenannte „Dumb‑Phones“: Mobiltelefone, die außer Telefonie kaum etwas können: kein Foto, keine Musik, kein Internet. Nokia hat darum seine alten Geräte neu aufgelegt.

Doch jenseits all dieser rhythmisch anflutenden und abflauenden Wellen und Moden findet unser gegenwärtiges Leben inzwischen im Dazwischen statt, so die Soziologin Antonia Schirgi, nämlich offline und online zugleich – E-Mail im Zug, Messenger im Café, Avatar beim Daten.

Die Ferne rückt näher – und bleibt dennoch auf Distanz.

Ordnungssysteme

Ein Buchladen

DIENSTAGS DIREKT | 14.01.2025 | 20-23 UHR

Neues Jahr, neuer Vorsatz: Warum Aufräumen ein neuer Anfang sein kann

13. Januar 2025, 17:10 Uhr

“Ordnung ist das halbe Leben” lautet das geflügelte Sprichwort, was sicher jeder von uns als Kind schon einmal gehört hat. Wie Ordnung und Unordnung unser Leben bestimmt, was das mit unseren Beziehungen zu tun hat und welche gesellschaftliche Dimension Ordnung hat – darüber sprechen wir bei Dienstags direkt.

https://www.mdr.de/sachsenradio/programm/sendungen/ordnung-aufraumen-neues-jahr-neuer-vorsatz-100.html

Gäste:

  • Thomas Palzer, Philosoph, Autor und Essaist “Das Gespenst der Ordnung
  • Johanna Lemke, Journalistin in Dresden, Aufräumexpertin “Hempels Schwestern” und Co-Autorin des Buches “Socken unterm Sofa”
  • Sabrina Rox, Diplom-Designerin, Bühnebauerin, Aufräumexpertin “Hempels Schwestern” und Co-Autorin des Buches “Socken unterm Sofa”
  • Jens Czerwinka, Hobby-Trödler

Interview:

  • Claudia Euen, Leipziger Journalistin unter anderem für “Das Magazin”, Autorin des Textes “Nichts Wegwerfen!”
  • Veronika Schröter, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Messi-Expertin

Bücher- und Klamottenberge, Kabelsalat, alte Technik, Kinderspielzeug überall – die Formen von Unordnung können verschieden sein und verschieden empfunden werden. Während der eine schon zwei alte Socken auf der Sofalehne und nicht akkurat eingeräumte Teller in der Geschirrspülmaschine als Beleidigung empfindet, fühlt sich jemand anders inmitten von Bücher- und Klamottenbergen immer noch wohl und würde ein aufgeräumtes Zimmer als steril empfinden.

Doch wo beginnt Unordnung, und wann wird es richtig unübersichtlich? Wann beginnen uns die Dinge zu bedrücken, zu bremsen, zu belasten? Und wann gerät das Leben – oder die Ordnung darin -vollkommen aus den Fugen?

Aufräumen ermöglicht neue Perspektiven

Viele Menschen sprechen von einer großen Erleichterung oder sogar einer Befreiung, nachdem sie aufgeräumt und wieder Ordnung geschaffen haben. Sie sehen neue Perspektiven, neue Möglichkeiten und erleben in gewisser Weise einen neuen Anfang. Wo liegt die Chance von Ordnung? Was ist Ordnung – und können wir nicht auch ohne sie leben? Was hat Ordnung eigentlich mit uns und unseren Beziehungen zu tun?

Ordnung als Balanceakt zwischen Pedanterie und Chaos

Während immer mehr Ordnungsratgeber geschrieben und veröffentlicht werden, häufen sich auch Stimmen, die sich gegen eine ständige Optimierung aussprechen. Die den expliziten Wert auch (alter) Dinge Raum geben und einen übertriebenen Minimalismus kritisieren. Ordnung wird individuell als sehr verschieden empfunden. Doch abseits dieser Empfindungen, muss ihr der Balanceakt zwischen Pedanterie und Chaos gelingen. Wo fängt das eine an und hört das andere auf?

Ordnungssysteme in der Gesellschaft

Unsere Gesellschaften brauchen Ordnung als grundsätzliches Element. Ohne Ordnung kann kein Wissen generiert werden und keine Wissenschaft bestehen. Ohne Ordnung kann kein Haushalt und kein Unternehmen, kein Theater und keine Stadtverwaltung geführt werden.

Oberzogene Ordnung kann Diktatoren dienen

Gleichzeitig kann Ordnung in der Gesellschaft überzogen und missbraucht werden, um Gesellschaften der Macht dienlich werden zu lassen – im schlimmsten Fall für eine Diktatur. Wie wird Ordnung in der Geschichte bewertet? Was sagten die Römer? Welche Rolle spielte Ordnung im Mittelalter – und welche in der Neuzeit – wie beispielsweise im Nationalsozialismus?

Ordnung zwischen Orientierung und Macht

Ordnung ist besonders in Krisen wichtig, da sie Ruhe und Orientierung bietet. Gleichzeitig darf sie nicht zum Instrument der Macht werden. Warum das für profane Haushaltstätigkeiten in Partnerschaften genauso gilt wie in der gesamten Gesellschaft. Worin der Reiz des Aufräumens besteht, und wie wir beginnen, wenn wir an der “Eiger-Nordwand” stehen – so bezeichnen Experten die Hürde des Anfangs – über all das sprechen wir bei Dienstags direkt.

DAS GESPENST DER ORDNUNG

deutschlandfunk Essay und Diskurs

  1. Januar 2024, 09:30 Uhr
  2. https://www.deutschlandfunk.de/das-gespenst-der-ordnung-100.html

Es gibt keine menschliche Gesellschaft, die gänzlich unverfasst ist. Dann nämlich wäre sie, Hegel zufolge, nur ein atomistischer Haufen von Individuen, der jeder Ordnung entbehrte. Gesellschaften sind organisiert – und nicht nur sie. Alles, was ist, ist zwar unterschieden, aber eben nicht geschieden. Es gibt eine Verkettung. Das ist der scholastische Kerngedanke. Der Welt ist Ordnung auferlegt – en gros und en détail.

Ist die Ordnung also ein unsichtbares geometrisches Netz, das übrigbleibt, nimmt man alle Dinge weg?

Bei einem Sandhaufen kann man jedenfalls nicht von Ordnung sprechen – es gibt zwar viel, aber nur viel vom Selben.

Ordnung hat System. Sie beruht auf Regelmäßigkeiten.

Der Amerikaner Arthur Oncken Lovejoy untersuchte in einem grandiosen philosophischen Essay den ehrwürdigen metaphysischen Gedanken von der „großen Kette der Wesen“ – und löste ihn auf. Der französische Philosoph Michel Foucault hat den Befund in seinem Klassiker „Die Ordnung der Dinge“ vertieft.

Ordnung hat Geschichte – aber Geschichte nicht unbedingt eine Ordnung. Allerdings verschafft der Historiker ihr eine, in dem er der Geschichte die Form einer Erzählung gibt. Der Staatsrechtler Carl Schmitt wiederum hat einen Zusammenhang zwischen Ordnung und geschichtlichem Raum („Ortung“) konstatiert. Und Wittgenstein wiederum meinte, Philosophie habe einiges damit zu tun, „sein Zimmer aufzuräumen“. Auch er sah also den Zusammenhang zwischen Ordnung und Raum.

Der Volksmund spricht davon, Ordnung sei das halbe Leben.

Heute ist man der Auffassung, dass es der Mensch sei, der Ordnung in die Welt trage – in sie „hineinsehe“, um es nietzscheanisch zu sagen.

Aber wie kann es dann sein, dass Ordnungen zusammenbrechen? Ganz ohne unser Zutun. Oder doch nicht?

Welche Rolle spielt der Zufall, den auch das Anthropozän nicht wird einhegen, also vermenschlichen können?

Es gibt keine menschliche Gesellschaft, die gänzlich unverfasst ist. Dann nämlich wäre sie, Hegel zufolge, nur ein atomistischer Haufen von Individuen, der jeder Ordnung entbehrte. Gesellschaften sind organisiert – und nicht nur sie. Alles, was ist, ist zwar unterschieden, aber eben nicht geschieden. Es gibt eine Verkettung. Das ist der scholastische Kerngedanke. Der Welt ist Ordnung auferlegt – en gros und en détail.

Ist die Ordnung also ein unsichtbares geometrisches Netz, das übrigbleibt, nimmt man alle Dinge weg?

Bei einem Sandhaufen kann man jedenfalls nicht von Ordnung sprechen – es gibt zwar viel, aber nur viel vom Selben.

Ordnung hat System. Sie beruht auf Regelmäßigkeiten.

Der Amerikaner Arthur Oncken Lovejoy untersuchte in einem grandiosen philosophischen Essay den ehrwürdigen metaphysischen Gedanken von der „großen Kette der Wesen“ – und löste ihn auf. Der französische Philosoph Michel Foucault hat den Befund in seinem Klassiker „Die Ordnung der Dinge“ vertieft.

Ordnung hat Geschichte – aber Geschichte nicht unbedingt eine Ordnung. Allerdings verschafft der Historiker ihr eine, in dem er der Geschichte die Form einer Erzählung gibt. Der Staatsrechtler Carl Schmitt wiederum hat einen Zusammenhang zwischen Ordnung und geschichtlichem Raum („Ortung“) konstatiert. Und Wittgenstein wiederum meinte, Philosophie habe einiges damit zu tun, „sein Zimmer aufzuräumen“. Auch er sah also den Zusammenhang zwischen Ordnung und Raum.

Der Volksmund spricht davon, Ordnung sei das halbe Leben.

Heute ist man der Auffassung, dass es der Mensch sei, der Ordnung in die Welt trage – in sie „hineinsehe“, um es nietzscheanisch zu sagen.

Aber wie kann es dann sein, dass Ordnungen zusammenbrechen? Ganz ohne unser Zutun. Oder doch nicht?

Welche Rolle spielt der Zufall, den auch das Anthropozän nicht wird einhegen, also vermenschlichen können?

Der Zufall, sagt der französische Autor Sascha Guitry, ist ein Gott.

Ist Ordnung eine Insel im Meer der Unordnung? Warum ist Ordnung limitiert?

Der Zufall, sagt der französische Autor Sascha Guitry, ist ein Gott.

Ist Ordnung eine Insel im Meer der Unordnung? Warum ist Ordnung limitiert?

Es gibt keine menschliche Gesellschaft, die gänzlich unverfasst ist. Dann nämlich wäre sie, Hegel zufolge, nur ein atomistischer Haufen von Individuen, der jeder Ordnung entbehrte. Gesellschaften sind organisiert – und nicht nur sie. Alles, was ist, ist zwar unterschieden, aber eben nicht geschieden. Es gibt eine Verkettung. Das ist der scholastische Kerngedanke. Der Welt ist Ordnung auferlegt – en gros und en détail.

Ist die Ordnung also ein unsichtbares geometrisches Netz, das übrigbleibt, nimmt man alle Dinge weg?

Bei einem Sandhaufen kann man jedenfalls nicht von Ordnung sprechen – es gibt zwar viel, aber nur viel vom Selben.

Ordnung hat System. Sie beruht auf Regelmäßigkeiten.

Der Amerikaner Arthur Oncken Lovejoy untersuchte in einem grandiosen philosophischen Essay den ehrwürdigen metaphysischen Gedanken von der „großen Kette der Wesen“ – und löste ihn auf. Der französische Philosoph Michel Foucault hat den Befund in seinem Klassiker „Die Ordnung der Dinge“ vertieft.

Ordnung hat Geschichte – aber Geschichte nicht unbedingt eine Ordnung. Allerdings verschafft der Historiker ihr eine, in dem er der Geschichte die Form einer Erzählung gibt. Der Staatsrechtler Carl Schmitt wiederum hat einen Zusammenhang zwischen Ordnung und geschichtlichem Raum („Ortung“) konstatiert. Und Wittgenstein wiederum meinte, Philosophie habe einiges damit zu tun, „sein Zimmer aufzuräumen“. Auch er sah also den Zusammenhang zwischen Ordnung und Raum.

Der Volksmund spricht davon, Ordnung sei das halbe Leben.

Heute ist man der Auffassung, dass es der Mensch sei, der Ordnung in die Welt trage – in sie „hineinsehe“, um es nietzscheanisch zu sagen.

Aber wie kann es dann sein, dass Ordnungen zusammenbrechen? Ganz ohne unser Zutun. Oder doch nicht?

Welche Rolle spielt der Zufall, den auch das Anthropozän nicht wird einhegen, also vermenschlichen können?

Der Zufall, sagt der französische Autor Sascha Guitry, ist ein Gott.

https://www.deutschlandfunk.de/das-gespenst-der-ordnung-100.html

MASCULIN – FÉMININ: LEHRE VOM NEIGUNGSWINKEL

Für die Rubrik “Das Gespenst der Sexualität” mein Essay zum Verschwinden der Weiblichkeit in: TUMULT. VIERTELJAHRESSCHRIFT FÜR KONSENSSTÖRUNG Herbst 2023

Besitzen die Körper beider Geschlechter nicht ausreichend Öffnungen, Fortsätze, Schleimhäute und Warzen, um alle sexuellen Bedürfnisse, die man haben kann, stimulieren und befriedigen zu können? Auch die, die zwischen den Polen Mann und Frau anzutreffen sind.

Warum das Geschlecht operativ wechseln? Wir werden das neue nach dem Wechsel da dorten (landschftl.) nie wirklich fühlen.

Können wir uns ein anderes Bewusstsein operativ einpflanzen lassen? Und blieben die Inhalte davon unbetroffen – wie bei einer Wechselplatte?

Wer den Teufel im Leib spürt, kann die Hände zu den Schläfen heben und links und rechts die Zeigefinger krümmen. Er muss nicht gleich die Hufe eines Ziegenbocks vorweisen.

Jenseits des Physiologischen geht es immer um das Als-ob.

Nicht ich selbst bin es, der mir das Geschlecht zuweist, es ist das von mir Begehrte, das mir sagt, wer ich bin.

SIEG ÜBER DIE SONNE

Mein Essay zur Krise der Wahrnehmung in: TUMULT. Vierteljahresschrift für Konsensstörung, Sommer 2023

Die Welt scheint vor allem für das Auge geschaffen. Freimütig breitet sie sich vor uns aus und zeigt sich von ihren schönen und schrecklichen Seiten, zeigt sich in allen Schattierungen, in jedem Licht, bei Mondschein, in der Dämmerung, tagsüber und sogar im Nebel.

Die Welt ist sichtbar. Sie liegt uns vor. Auf jedes ihrer Phänomene können wir mit dem Finger deuten. Da, dort, dort drüben.

Und doch halten wir die Welt, so wie sie sich gibt, nicht für wahr. Die Geschichte, in die wir da verstrickt sind, reicht weit zurück. Seit langem schon sind wir nämlich gegenüber dem, was uns die Augen präsentieren, misstrauisch.

Zumal im 16. Jahrhundert wurde die Krise der Wahrnehmung manifest – imm kartesianischen Zweifel, der dadurch ausgezeichnet ist, dass er an allem zweifelt. Die mediale Bilderflut, mit der wir aber heute konfrontiert sind, vertieft diese Krise noch einmal, weil sie uns visuell erschöpft. Schon unter den Zehn- bis Zwölfjährigen nutzen 59 Prozent digitale Medien bis zu zwei Stunden am Tag, 30 Prozent eher zwei bis drei Stunden und 10 Prozent sogar drei bis fünf Stunden. Erwachsene sehen im Schnitt pro Tag zehn Stunden und mehr auf einen Bildschirm. Die Medien auferlegen der globalen Öffentlichkeit ein Blickregime, das Liveness vortäuscht, jedoch Rechenzeit verbraucht – womit jede angebliche Präsentation zur Repräsentation verkümmert.

Was wir dort, auf den Monitoren finden, sind sogenannte Inhalte. Inhalte sind an den Verstand gebunden, denn sie können nicht gesehen, sondern nur verstanden werden – im Licht der Sonne dagegen liegt alles offen zutage, das nur wahrgenommen, nicht gleich gedacht zu werden braucht. Was uns das Display zeigt, ist also nur der bunte Schatten der Dinge. Wir sind in diesem Sinn immer noch Höhlenmenschen, denn wir haben Platons Kino nie verlassen. Wir tragen es jetzt nur mit uns herum.

Dass wir uns von Anfang an dagegen gewehrt haben, dasjenige, welches vor Augen liegt, ernst zu nehmen, wird nun von der Heraufkunft des Deepfakes auf ironische Weise bestätigt: Nichts ist ernst zu nehmen – außer dem Nichts selbst.

SPOKEN WORD

(Bildquelle: Sascha Steinach / picture alliance)

Hörspiel von Thomas Palzer und Nikolai von Koslowski

https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-hoerspiel/sprache-politik-gendern-100.html

SPOKEN WORD.

DAS ENDE DER AUFRICHTIGKEIT

Hörspiel 4. Juli 2021, WDR 3, 19:04 Uhr

Sprache ist immer schon ein Ort gewesen, der zu Auseinandersetzungen eingeladen hat – ganz egal, ob es dabei um den Gebrauch von Fremdwörtern ging, um die Rechtschreibreform oder um das Gendern. 

Schnupfen oder Rhinitis? Frau, Mann oder Monster?

Schnee von gestern. Inzwischen geht es darum, beim Sprachgebrauch niemand zurückzulassen, folglich um leichte, um gerechte Sprache. Es geht um diskriminierungsfreies Sprechen und darum, all diejenigen, die in der Sprache bislang angeblich unsichtbar gewesen sind, Sichtbarkeit zu verschaffen – zum Beispiel der Bösewichtin oder der Gästin. 

Nigger oder Nigga? Mohrenkopf, Zigeunerschnitzel und Menschen, die menstruieren? Kakophonie des Nicht-Binären.

Während in den Ghettos und Banlieues der Rap gedeiht, der die Sprache rough und ungeschönt gebraucht, um gegen Diskriminierung aufzubegehren – gedeiht in den akademischen Zirkeln das gendern – ein feinsinniger und auf Verletzlichkeit geeichter Sprachgebrauch. Ist für die einen das N-Wort Ausdruck tabuisierten Vokabulars, Ausdruck eines verbalen Safe Space – sagen die andern kurz und knallhart: Nigga. Sie betreiben kulturelle Anverwandlung und machen sich das N-Wort zu eigen.

Es geht um Macht. Was gesetzt ist, muss durchgesetzt werden.

Ist Sprache nicht selbst Rhetorik? Hat es eine Zeit, in der verbum und res eins waren, Wort und Sache, je gegeben? Wer glaubt, dass Worte Kräfte des Bösen und Guten in sich tragen und die, die sie verwenden, damit kontaminierten, hat Anteil am Restbestand voraufgeklärten, magischen Denkens. Du musst verstehn, aus Eins mach‘ zehn und Zwei lass gehen.

Die Innenseite der Wirklichkeit: Zwischen Fakt und Fiktion. Deutschlandfunk Essay und Diskurs

picture alliance / Jens Kalaene

14. April 2019, 09:30 Uhr dlf

In einer medial durchgetakteten Wirklichkeit gerät die Bedeutung von Fiktion in den Hintergrund. Das zeigt sich dann, wenn Literatur praktisch ausschließlich inhaltlich aufgefasst wird. Dabei sind das Imaginäre und die Imagination in die Entwicklung des Wirklichen tief verstrickt.

Die Gegenwart ist eine Zeit imaginativer Not. Angebetet wird das Datum, das Faktum, die Information. Bestätigt wird diese Diagnose von dem Furor, mit dem versucht worden ist, das Pseudonym der Bestsellerautorin Elena Ferrante zu lüften – und vollends in Kraft gesetzt wird sie von dem Triumphgeheul, das neulich in den Medien anhob, als der französische Literaturwissenschaftler Claude Schopp eine Dame namhaft machte, die dem Maler Gustave Courbet für das Bild „Der Ursprung der Welt“ Modell gestanden haben soll.

Oft wird Literatur geradezu abgewertet als nur Erfundenes. Literatur ist also, wenn sie Probleme der Gegenwart brav nacherzählt? Welche Stories und Botschaften vermittelt sie – und wie lehrreich sind diese? Das ist die Frage, die heute zählt. Dabei sind das Imaginäre und die Imagination in die Entwicklung des Wirklichen tief verstrickt. Fakt und Fiktion sind dessen zwei Seiten, denn was unter der Vorherrschaft der Naturwissenschaften in Vergessenheit geraten ist: Auch die Wirklichkeit verfügt über eine Innenseite.

Die Innenseite der Wirklichkeit: Zwischen Fakt und Fiktion

DIE ZEIT, DIE BLEIBT

Wie aus Paranoia Realität entsteht

Ein Sommerabend in München. Eine unscheinbare Tankstelle ist der Ort, an dem das Unausweichliche passiert. An dem die Frage, die sich Ewart Colver seit seines Autounfalls stellt – wer hat ihn angefahren? Und weshalb? –, endlich eine Antwort findet: im Duell mit der Vergangenheit.

Ewart Colver, Rechtsanwalt und leidenschaftlicher Tangotänzer von fünfzig Jahren, liegt im Münchner Krankenhaus Rechts der Isar, nachdem er von einem Auto angefahren wurde. Colver ist sich sicher, Opfer eines Attentats geworden zu sein. Ein Anruf aus der Vergangenheit scheint seine Vermutung zu bestätigen. Hat die Polizei ihn etwa als Lockvogel missbraucht? Und was hat das Ganze mit dem toten Drogendealer zu tun, der Jahre zuvor auf einem Bananendampfer in Bremerhaven gefunden wurde – zu einem Zeitpunkt, als Colver noch für eine Versicherung tätig war?

Als sein Verbindungsmann aus der Vergangenheit spurlos verschwindet, macht sich Colver selbst auf die Suche nach Täter und Tatmotiv. Dabei nähert er sich immer mehr der Frage, was die wahren schicksalsmächtigen Zusammenhänge in seinem Leben sind.

1. Aufl. 2019, ca. 256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50415-6

€ 20,00

Neuigkeiten aus dem Klett-Cotta Blog

Lesungen:

München, 19. Oktober 2019, 20 / 21 / 22 / 23 Uhr: 10. Hörgang Arabellapark

Berlin, 31. August 2019, 17:30 Uhr: Literarisches Colloquium Terrassenbühne. Moderation: Richard Kämmerlings

München, 08. Mai 2019, 19:30 Uhr: Literatur Moths, München

Leipzig, 21. März 2019, 21:30 Uhr: Café Neubau Tropen Party

Thomas Palzer über “Die Zeit, die bleibt” (aufgenommen mit iPhone 7)


Rezensionen:

Wer “Die Zeit, die bleibt” liest, braucht vor allem eines: Geduld. Thomas Palzer erzählt die Geschichten seiner beiden Protagonisten in parallelen Erzählsträngen, die er erst am Ende des Romans kreuzt. Der Münchner Anwalt Ewart Colver wird bei einem Autounfall schwer verletzt. Er glaubt an einen Mordversuch und sieht die Verbindung zu einem alten Fall. In Berlin quält den russischen IT-Experten Shenja Orlov noch immer die Gewissheit, dass er für den Tod seiner großen Liebe verantwortlich ist. Obwohl die Handlungen an unterschiedlichen Orten spielen, entdeckt der Leser Ähnlichkeiten zwischen den Figuren. Sie eint ihr Hang zur Paranoia und zu Verschwörungstheorien, die schließlich beide Schicksale zusammenführen. Palzer ist ein Roman gelungen, der zwar kein packender Krimi ist, aber dafür ein spannendes Psychogramm bietet. (Tropen Verlag, 20 Euro)

Cathrin Wißmann, Stern 04.04 2019: Die besten Krimis des Frühjahrs 2019

… Die Entwicklung der Figuren bis zum tragischen Höhepunkt ist Palzer großartig gelungen. Leicht kann man nachvollziehen, wie sich zwei grundsätzlich gesunde Menschen immer tiefer hineinsteigern und letztlich aus dem Käfig, den sie sich erschaffen haben, nicht mehr herausfinden.

Für mich ein großartiger Roman in zweierlei Hinsicht: die Konstruktion des Handlungsverlaufs geht ebenso glatt auf wie die psychologische Entwicklung seiner beiden Protagonisten. Gepaart wird das Ganze mit einer ordentlichen Portion Spannung und durchaus auch einigen gesellschaftlich und sozialkritischen Fragen.

15. März 2019, missmesmerized

Wer sich nicht vor Längen im Handlungsablauf scheut und in eine teils surreal anmutende Welt wahnwitziger Abgründe blicken möchte, der darf einen Versuch wagen. Was ist Wahrheit, was ist Wahn und was passiert, wenn beides aufeinandertrifft? Der Leser bleibt am Ende, dem Thema angemessen, irritiert zurück.

https://www.krimi-couch.de/titel/20427-die-zeit-die-bleib

Jörg Kijanski auf Krimi Couch.de, April 2019

Thomas Palzer: Die Zeit, die bleibt (Tropen) – nichts bayerisch Gemütliches, kein Schickimicki – ein München-Noir könnte man sagen.

Monika Dobler, Buchhandlung “Glatteis”, München
Ein neues Büro in Berlin Kreuzberg. Das Versprechen tropischer Literatur. Eine tropische Nacht. Prä|Position war auf der Read Parade 2019 und hat mit Tom Kraushaar, Wolfram Eilenberger, Juliane Noßack, Thomas Palzer, Simon Strauß und Karin Graf in einer Kreuzberger Bushaltestelle eine Frage erkundet: WAS SIND TROPEN? Bild/Ton/Produktion: Holm-Uwe Burgemann, Konstantin Schönfelder Prä|Position https://www.praeposition.com Musik: https://soundcloud.com/afagh-irandoos…


Klett-Cotta Blog:

Lesebericht “Die Zeit, die bleibt” (Tropen)

21. November, 2018 Angeheftet

Die lange der Nacht der Philosophie München: Vortrag und Gespräch: Was ist Philosophie?

Lange Nacht der Philosophie

Die UNESCO-Generalkonferenz 2005 erklärte den dritten Donnerstag im November zum Welttag der Philosophie, indem sie daran erinnerte, „dass Philosophie als Disziplin zum kritischen und unabhängigen Denken ermutigt und auf ein besseres Verständnis der Welt hinwirken und Toleranz und Frieden fördern kann. Der Welttag soll der Philosophie zu grösserer Anerkennung verhelfen und ihr und der philosophischen Lehre Auftrieb verleihen“.

Vortrag und Gespräch:

15. 11. 2018

15:30 Uhr

EineWeltHaus

Schwanthalerstr. 80

80336 München

EG in der Werkstatt

Philosophie – das ist immer der Philosoph, denn philosophisches Denken lässt sich beschreiben als Befähigung, den Weltbezug frei zu gestalten.

In den vergangenen Jahrzehnten waren es, um nur die Prominenz zu nennen, Heidegger, Derrida, Deleuze und Guattari, die die Frage nach der Philosophie gestellt und je verschieden beantwortet haben.

Was ist Philosophie?

Thomas Palzer ist ein deutscher Autor, Journalist, Schriftsteller, Filmemacher und Hörfunksprecher, auch seiner eigenen Texte.  Er studierte in München und Wien Philosophie und Germanistik. Mitte der 1980er Jahre begann er seine publizistische Arbeit beim „Zündfunk“ im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks.

Aktuell hat Thomas Palzer eine künstlerische Gastprofessur im Literaturinstitut in Leipzig inne.

Vortrag im Kunstgewerbemuseum, Berlin: Die Melancholie der Dinge: Patina

Vortrag

Die Melancholie der Dinge: Patina

01. 11. 2018

19 Uhr

Berlin, Kunstgewerbemuseum

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

 

Wir laden euch herzlich zur Eröffnungsfeier der Ausstellung ‘Inside Out. Einsichten der Möbelkunst’ in das Kunstgewerbemuseum im Kulturforum ein!

Begrüßung: Sabine Thümmler, Direktorin
Einführung: Achim Stiegel, Kurator der Möbelsammlung
Vortrag ‚Die Melancholie der Dinge: Patina‘: Thomas Palzer, Schriftsteller und Philosoph

We would like to invite you to the opening of our exhibition ‘Inside Out. Understanding the Art of Furniture Making’ at the Museum of Decorative Arts Berlin!

Welcome: Sabine Thümmler,
Introduction: Achim Stiegel, curator of the furniture collection
Talk ‘The Melancholia of Things: Patina’: Thomas Palzer, writer and philosopher