DAS GESPENST DER ORDNUNG

deutschlandfunk Essay und Diskurs

  1. Januar 2024, 09:30 Uhr
  2. https://www.deutschlandfunk.de/das-gespenst-der-ordnung-100.html

Es gibt keine menschliche Gesellschaft, die gänzlich unverfasst ist. Dann nämlich wäre sie, Hegel zufolge, nur ein atomistischer Haufen von Individuen, der jeder Ordnung entbehrte. Gesellschaften sind organisiert – und nicht nur sie. Alles, was ist, ist zwar unterschieden, aber eben nicht geschieden. Es gibt eine Verkettung. Das ist der scholastische Kerngedanke. Der Welt ist Ordnung auferlegt – en gros und en détail.

Ist die Ordnung also ein unsichtbares geometrisches Netz, das übrigbleibt, nimmt man alle Dinge weg?

Bei einem Sandhaufen kann man jedenfalls nicht von Ordnung sprechen – es gibt zwar viel, aber nur viel vom Selben.

Ordnung hat System. Sie beruht auf Regelmäßigkeiten.

Der Amerikaner Arthur Oncken Lovejoy untersuchte in einem grandiosen philosophischen Essay den ehrwürdigen metaphysischen Gedanken von der „großen Kette der Wesen“ – und löste ihn auf. Der französische Philosoph Michel Foucault hat den Befund in seinem Klassiker „Die Ordnung der Dinge“ vertieft.

Ordnung hat Geschichte – aber Geschichte nicht unbedingt eine Ordnung. Allerdings verschafft der Historiker ihr eine, in dem er der Geschichte die Form einer Erzählung gibt. Der Staatsrechtler Carl Schmitt wiederum hat einen Zusammenhang zwischen Ordnung und geschichtlichem Raum („Ortung“) konstatiert. Und Wittgenstein wiederum meinte, Philosophie habe einiges damit zu tun, „sein Zimmer aufzuräumen“. Auch er sah also den Zusammenhang zwischen Ordnung und Raum.

Der Volksmund spricht davon, Ordnung sei das halbe Leben.

Heute ist man der Auffassung, dass es der Mensch sei, der Ordnung in die Welt trage – in sie „hineinsehe“, um es nietzscheanisch zu sagen.

Aber wie kann es dann sein, dass Ordnungen zusammenbrechen? Ganz ohne unser Zutun. Oder doch nicht?

Welche Rolle spielt der Zufall, den auch das Anthropozän nicht wird einhegen, also vermenschlichen können?

Es gibt keine menschliche Gesellschaft, die gänzlich unverfasst ist. Dann nämlich wäre sie, Hegel zufolge, nur ein atomistischer Haufen von Individuen, der jeder Ordnung entbehrte. Gesellschaften sind organisiert – und nicht nur sie. Alles, was ist, ist zwar unterschieden, aber eben nicht geschieden. Es gibt eine Verkettung. Das ist der scholastische Kerngedanke. Der Welt ist Ordnung auferlegt – en gros und en détail.

Ist die Ordnung also ein unsichtbares geometrisches Netz, das übrigbleibt, nimmt man alle Dinge weg?

Bei einem Sandhaufen kann man jedenfalls nicht von Ordnung sprechen – es gibt zwar viel, aber nur viel vom Selben.

Ordnung hat System. Sie beruht auf Regelmäßigkeiten.

Der Amerikaner Arthur Oncken Lovejoy untersuchte in einem grandiosen philosophischen Essay den ehrwürdigen metaphysischen Gedanken von der „großen Kette der Wesen“ – und löste ihn auf. Der französische Philosoph Michel Foucault hat den Befund in seinem Klassiker „Die Ordnung der Dinge“ vertieft.

Ordnung hat Geschichte – aber Geschichte nicht unbedingt eine Ordnung. Allerdings verschafft der Historiker ihr eine, in dem er der Geschichte die Form einer Erzählung gibt. Der Staatsrechtler Carl Schmitt wiederum hat einen Zusammenhang zwischen Ordnung und geschichtlichem Raum („Ortung“) konstatiert. Und Wittgenstein wiederum meinte, Philosophie habe einiges damit zu tun, „sein Zimmer aufzuräumen“. Auch er sah also den Zusammenhang zwischen Ordnung und Raum.

Der Volksmund spricht davon, Ordnung sei das halbe Leben.

Heute ist man der Auffassung, dass es der Mensch sei, der Ordnung in die Welt trage – in sie „hineinsehe“, um es nietzscheanisch zu sagen.

Aber wie kann es dann sein, dass Ordnungen zusammenbrechen? Ganz ohne unser Zutun. Oder doch nicht?

Welche Rolle spielt der Zufall, den auch das Anthropozän nicht wird einhegen, also vermenschlichen können?

Der Zufall, sagt der französische Autor Sascha Guitry, ist ein Gott.

Ist Ordnung eine Insel im Meer der Unordnung? Warum ist Ordnung limitiert?

Der Zufall, sagt der französische Autor Sascha Guitry, ist ein Gott.

Ist Ordnung eine Insel im Meer der Unordnung? Warum ist Ordnung limitiert?

Es gibt keine menschliche Gesellschaft, die gänzlich unverfasst ist. Dann nämlich wäre sie, Hegel zufolge, nur ein atomistischer Haufen von Individuen, der jeder Ordnung entbehrte. Gesellschaften sind organisiert – und nicht nur sie. Alles, was ist, ist zwar unterschieden, aber eben nicht geschieden. Es gibt eine Verkettung. Das ist der scholastische Kerngedanke. Der Welt ist Ordnung auferlegt – en gros und en détail.

Ist die Ordnung also ein unsichtbares geometrisches Netz, das übrigbleibt, nimmt man alle Dinge weg?

Bei einem Sandhaufen kann man jedenfalls nicht von Ordnung sprechen – es gibt zwar viel, aber nur viel vom Selben.

Ordnung hat System. Sie beruht auf Regelmäßigkeiten.

Der Amerikaner Arthur Oncken Lovejoy untersuchte in einem grandiosen philosophischen Essay den ehrwürdigen metaphysischen Gedanken von der „großen Kette der Wesen“ – und löste ihn auf. Der französische Philosoph Michel Foucault hat den Befund in seinem Klassiker „Die Ordnung der Dinge“ vertieft.

Ordnung hat Geschichte – aber Geschichte nicht unbedingt eine Ordnung. Allerdings verschafft der Historiker ihr eine, in dem er der Geschichte die Form einer Erzählung gibt. Der Staatsrechtler Carl Schmitt wiederum hat einen Zusammenhang zwischen Ordnung und geschichtlichem Raum („Ortung“) konstatiert. Und Wittgenstein wiederum meinte, Philosophie habe einiges damit zu tun, „sein Zimmer aufzuräumen“. Auch er sah also den Zusammenhang zwischen Ordnung und Raum.

Der Volksmund spricht davon, Ordnung sei das halbe Leben.

Heute ist man der Auffassung, dass es der Mensch sei, der Ordnung in die Welt trage – in sie „hineinsehe“, um es nietzscheanisch zu sagen.

Aber wie kann es dann sein, dass Ordnungen zusammenbrechen? Ganz ohne unser Zutun. Oder doch nicht?

Welche Rolle spielt der Zufall, den auch das Anthropozän nicht wird einhegen, also vermenschlichen können?

Der Zufall, sagt der französische Autor Sascha Guitry, ist ein Gott.

https://www.deutschlandfunk.de/das-gespenst-der-ordnung-100.html

MASCULIN – FÉMININ: LEHRE VOM NEIGUNGSWINKEL

Für die Rubrik “Das Gespenst der Sexualität” mein Essay zum Verschwinden der Weiblichkeit in: TUMULT. VIERTELJAHRESSCHRIFT FÜR KONSENSSTÖRUNG Herbst 2023

Besitzen die Körper beider Geschlechter nicht ausreichend Öffnungen, Fortsätze, Schleimhäute und Warzen, um alle sexuellen Bedürfnisse, die man haben kann, stimulieren und befriedigen zu können? Auch die, die zwischen den Polen Mann und Frau anzutreffen sind.

Warum das Geschlecht operativ wechseln? Wir werden das neue nach dem Wechsel da dorten (landschftl.) nie wirklich fühlen.

Können wir uns ein anderes Bewusstsein operativ einpflanzen lassen? Und blieben die Inhalte davon unbetroffen – wie bei einer Wechselplatte?

Wer den Teufel im Leib spürt, kann die Hände zu den Schläfen heben und links und rechts die Zeigefinger krümmen. Er muss nicht gleich die Hufe eines Ziegenbocks vorweisen.

Jenseits des Physiologischen geht es immer um das Als-ob.

Nicht ich selbst bin es, der mir das Geschlecht zuweist, es ist das von mir Begehrte, das mir sagt, wer ich bin.

SIEG ÜBER DIE SONNE

Mein Essay zur Krise der Wahrnehmung in: TUMULT. Vierteljahresschrift für Konsensstörung, Sommer 2023

Die Welt scheint vor allem für das Auge geschaffen. Freimütig breitet sie sich vor uns aus und zeigt sich von ihren schönen und schrecklichen Seiten, zeigt sich in allen Schattierungen, in jedem Licht, bei Mondschein, in der Dämmerung, tagsüber und sogar im Nebel.

Die Welt ist sichtbar. Sie liegt uns vor. Auf jedes ihrer Phänomene können wir mit dem Finger deuten. Da, dort, dort drüben.

Und doch halten wir die Welt, so wie sie sich gibt, nicht für wahr. Die Geschichte, in die wir da verstrickt sind, reicht weit zurück. Seit langem schon sind wir nämlich gegenüber dem, was uns die Augen präsentieren, misstrauisch.

Zumal im 16. Jahrhundert wurde die Krise der Wahrnehmung manifest – imm kartesianischen Zweifel, der dadurch ausgezeichnet ist, dass er an allem zweifelt. Die mediale Bilderflut, mit der wir aber heute konfrontiert sind, vertieft diese Krise noch einmal, weil sie uns visuell erschöpft. Schon unter den Zehn- bis Zwölfjährigen nutzen 59 Prozent digitale Medien bis zu zwei Stunden am Tag, 30 Prozent eher zwei bis drei Stunden und 10 Prozent sogar drei bis fünf Stunden. Erwachsene sehen im Schnitt pro Tag zehn Stunden und mehr auf einen Bildschirm. Die Medien auferlegen der globalen Öffentlichkeit ein Blickregime, das Liveness vortäuscht, jedoch Rechenzeit verbraucht – womit jede angebliche Präsentation zur Repräsentation verkümmert.

Was wir dort, auf den Monitoren finden, sind sogenannte Inhalte. Inhalte sind an den Verstand gebunden, denn sie können nicht gesehen, sondern nur verstanden werden – im Licht der Sonne dagegen liegt alles offen zutage, das nur wahrgenommen, nicht gleich gedacht zu werden braucht. Was uns das Display zeigt, ist also nur der bunte Schatten der Dinge. Wir sind in diesem Sinn immer noch Höhlenmenschen, denn wir haben Platons Kino nie verlassen. Wir tragen es jetzt nur mit uns herum.

Dass wir uns von Anfang an dagegen gewehrt haben, dasjenige, welches vor Augen liegt, ernst zu nehmen, wird nun von der Heraufkunft des Deepfakes auf ironische Weise bestätigt: Nichts ist ernst zu nehmen – außer dem Nichts selbst.

SPOKEN WORD

(Bildquelle: Sascha Steinach / picture alliance)

Hörspiel von Thomas Palzer und Nikolai von Koslowski

https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-hoerspiel/sprache-politik-gendern-100.html

SPOKEN WORD.

DAS ENDE DER AUFRICHTIGKEIT

Hörspiel 4. Juli 2021, WDR 3, 19:04 Uhr

Sprache ist immer schon ein Ort gewesen, der zu Auseinandersetzungen eingeladen hat – ganz egal, ob es dabei um den Gebrauch von Fremdwörtern ging, um die Rechtschreibreform oder um das Gendern. 

Schnupfen oder Rhinitis? Frau, Mann oder Monster?

Schnee von gestern. Inzwischen geht es darum, beim Sprachgebrauch niemand zurückzulassen, folglich um leichte, um gerechte Sprache. Es geht um diskriminierungsfreies Sprechen und darum, all diejenigen, die in der Sprache bislang angeblich unsichtbar gewesen sind, Sichtbarkeit zu verschaffen – zum Beispiel der Bösewichtin oder der Gästin. 

Nigger oder Nigga? Mohrenkopf, Zigeunerschnitzel und Menschen, die menstruieren? Kakophonie des Nicht-Binären.

Während in den Ghettos und Banlieues der Rap gedeiht, der die Sprache rough und ungeschönt gebraucht, um gegen Diskriminierung aufzubegehren – gedeiht in den akademischen Zirkeln das gendern – ein feinsinniger und auf Verletzlichkeit geeichter Sprachgebrauch. Ist für die einen das N-Wort Ausdruck tabuisierten Vokabulars, Ausdruck eines verbalen Safe Space – sagen die andern kurz und knallhart: Nigga. Sie betreiben kulturelle Anverwandlung und machen sich das N-Wort zu eigen.

Es geht um Macht. Was gesetzt ist, muss durchgesetzt werden.

Ist Sprache nicht selbst Rhetorik? Hat es eine Zeit, in der verbum und res eins waren, Wort und Sache, je gegeben? Wer glaubt, dass Worte Kräfte des Bösen und Guten in sich tragen und die, die sie verwenden, damit kontaminierten, hat Anteil am Restbestand voraufgeklärten, magischen Denkens. Du musst verstehn, aus Eins mach‘ zehn und Zwei lass gehen.

Die Innenseite der Wirklichkeit: Zwischen Fakt und Fiktion. Deutschlandfunk Essay und Diskurs

picture alliance / Jens Kalaene

14. April 2019, 09:30 Uhr dlf

In einer medial durchgetakteten Wirklichkeit gerät die Bedeutung von Fiktion in den Hintergrund. Das zeigt sich dann, wenn Literatur praktisch ausschließlich inhaltlich aufgefasst wird. Dabei sind das Imaginäre und die Imagination in die Entwicklung des Wirklichen tief verstrickt.

Die Gegenwart ist eine Zeit imaginativer Not. Angebetet wird das Datum, das Faktum, die Information. Bestätigt wird diese Diagnose von dem Furor, mit dem versucht worden ist, das Pseudonym der Bestsellerautorin Elena Ferrante zu lüften – und vollends in Kraft gesetzt wird sie von dem Triumphgeheul, das neulich in den Medien anhob, als der französische Literaturwissenschaftler Claude Schopp eine Dame namhaft machte, die dem Maler Gustave Courbet für das Bild „Der Ursprung der Welt“ Modell gestanden haben soll.

Oft wird Literatur geradezu abgewertet als nur Erfundenes. Literatur ist also, wenn sie Probleme der Gegenwart brav nacherzählt? Welche Stories und Botschaften vermittelt sie – und wie lehrreich sind diese? Das ist die Frage, die heute zählt. Dabei sind das Imaginäre und die Imagination in die Entwicklung des Wirklichen tief verstrickt. Fakt und Fiktion sind dessen zwei Seiten, denn was unter der Vorherrschaft der Naturwissenschaften in Vergessenheit geraten ist: Auch die Wirklichkeit verfügt über eine Innenseite.

Die Innenseite der Wirklichkeit: Zwischen Fakt und Fiktion

DIE ZEIT, DIE BLEIBT

Wie aus Paranoia Realität entsteht

Ein Sommerabend in München. Eine unscheinbare Tankstelle ist der Ort, an dem das Unausweichliche passiert. An dem die Frage, die sich Ewart Colver seit seines Autounfalls stellt – wer hat ihn angefahren? Und weshalb? –, endlich eine Antwort findet: im Duell mit der Vergangenheit.

Ewart Colver, Rechtsanwalt und leidenschaftlicher Tangotänzer von fünfzig Jahren, liegt im Münchner Krankenhaus Rechts der Isar, nachdem er von einem Auto angefahren wurde. Colver ist sich sicher, Opfer eines Attentats geworden zu sein. Ein Anruf aus der Vergangenheit scheint seine Vermutung zu bestätigen. Hat die Polizei ihn etwa als Lockvogel missbraucht? Und was hat das Ganze mit dem toten Drogendealer zu tun, der Jahre zuvor auf einem Bananendampfer in Bremerhaven gefunden wurde – zu einem Zeitpunkt, als Colver noch für eine Versicherung tätig war?

Als sein Verbindungsmann aus der Vergangenheit spurlos verschwindet, macht sich Colver selbst auf die Suche nach Täter und Tatmotiv. Dabei nähert er sich immer mehr der Frage, was die wahren schicksalsmächtigen Zusammenhänge in seinem Leben sind.

1. Aufl. 2019, ca. 256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50415-6

€ 20,00

Neuigkeiten aus dem Klett-Cotta Blog

Lesungen:

München, 19. Oktober 2019, 20 / 21 / 22 / 23 Uhr: 10. Hörgang Arabellapark

Berlin, 31. August 2019, 17:30 Uhr: Literarisches Colloquium Terrassenbühne. Moderation: Richard Kämmerlings

München, 08. Mai 2019, 19:30 Uhr: Literatur Moths, München

Leipzig, 21. März 2019, 21:30 Uhr: Café Neubau Tropen Party

Thomas Palzer über “Die Zeit, die bleibt” (aufgenommen mit iPhone 7)


Rezensionen:

Wer “Die Zeit, die bleibt” liest, braucht vor allem eines: Geduld. Thomas Palzer erzählt die Geschichten seiner beiden Protagonisten in parallelen Erzählsträngen, die er erst am Ende des Romans kreuzt. Der Münchner Anwalt Ewart Colver wird bei einem Autounfall schwer verletzt. Er glaubt an einen Mordversuch und sieht die Verbindung zu einem alten Fall. In Berlin quält den russischen IT-Experten Shenja Orlov noch immer die Gewissheit, dass er für den Tod seiner großen Liebe verantwortlich ist. Obwohl die Handlungen an unterschiedlichen Orten spielen, entdeckt der Leser Ähnlichkeiten zwischen den Figuren. Sie eint ihr Hang zur Paranoia und zu Verschwörungstheorien, die schließlich beide Schicksale zusammenführen. Palzer ist ein Roman gelungen, der zwar kein packender Krimi ist, aber dafür ein spannendes Psychogramm bietet. (Tropen Verlag, 20 Euro)

Cathrin Wißmann, Stern 04.04 2019: Die besten Krimis des Frühjahrs 2019

… Die Entwicklung der Figuren bis zum tragischen Höhepunkt ist Palzer großartig gelungen. Leicht kann man nachvollziehen, wie sich zwei grundsätzlich gesunde Menschen immer tiefer hineinsteigern und letztlich aus dem Käfig, den sie sich erschaffen haben, nicht mehr herausfinden.

Für mich ein großartiger Roman in zweierlei Hinsicht: die Konstruktion des Handlungsverlaufs geht ebenso glatt auf wie die psychologische Entwicklung seiner beiden Protagonisten. Gepaart wird das Ganze mit einer ordentlichen Portion Spannung und durchaus auch einigen gesellschaftlich und sozialkritischen Fragen.

15. März 2019, missmesmerized

Wer sich nicht vor Längen im Handlungsablauf scheut und in eine teils surreal anmutende Welt wahnwitziger Abgründe blicken möchte, der darf einen Versuch wagen. Was ist Wahrheit, was ist Wahn und was passiert, wenn beides aufeinandertrifft? Der Leser bleibt am Ende, dem Thema angemessen, irritiert zurück.

https://www.krimi-couch.de/titel/20427-die-zeit-die-bleib

Jörg Kijanski auf Krimi Couch.de, April 2019

Thomas Palzer: Die Zeit, die bleibt (Tropen) – nichts bayerisch Gemütliches, kein Schickimicki – ein München-Noir könnte man sagen.

Monika Dobler, Buchhandlung “Glatteis”, München
Ein neues Büro in Berlin Kreuzberg. Das Versprechen tropischer Literatur. Eine tropische Nacht. Prä|Position war auf der Read Parade 2019 und hat mit Tom Kraushaar, Wolfram Eilenberger, Juliane Noßack, Thomas Palzer, Simon Strauß und Karin Graf in einer Kreuzberger Bushaltestelle eine Frage erkundet: WAS SIND TROPEN? Bild/Ton/Produktion: Holm-Uwe Burgemann, Konstantin Schönfelder Prä|Position https://www.praeposition.com Musik: https://soundcloud.com/afagh-irandoos…


Klett-Cotta Blog:

Lesebericht “Die Zeit, die bleibt” (Tropen)

21. November, 2018 Angeheftet

Die lange der Nacht der Philosophie München: Vortrag und Gespräch: Was ist Philosophie?

Lange Nacht der Philosophie

Die UNESCO-Generalkonferenz 2005 erklärte den dritten Donnerstag im November zum Welttag der Philosophie, indem sie daran erinnerte, „dass Philosophie als Disziplin zum kritischen und unabhängigen Denken ermutigt und auf ein besseres Verständnis der Welt hinwirken und Toleranz und Frieden fördern kann. Der Welttag soll der Philosophie zu grösserer Anerkennung verhelfen und ihr und der philosophischen Lehre Auftrieb verleihen“.

Vortrag und Gespräch:

15. 11. 2018

15:30 Uhr

EineWeltHaus

Schwanthalerstr. 80

80336 München

EG in der Werkstatt

Philosophie – das ist immer der Philosoph, denn philosophisches Denken lässt sich beschreiben als Befähigung, den Weltbezug frei zu gestalten.

In den vergangenen Jahrzehnten waren es, um nur die Prominenz zu nennen, Heidegger, Derrida, Deleuze und Guattari, die die Frage nach der Philosophie gestellt und je verschieden beantwortet haben.

Was ist Philosophie?

Thomas Palzer ist ein deutscher Autor, Journalist, Schriftsteller, Filmemacher und Hörfunksprecher, auch seiner eigenen Texte.  Er studierte in München und Wien Philosophie und Germanistik. Mitte der 1980er Jahre begann er seine publizistische Arbeit beim „Zündfunk“ im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks.

Aktuell hat Thomas Palzer eine künstlerische Gastprofessur im Literaturinstitut in Leipzig inne.

Vortrag im Kunstgewerbemuseum, Berlin: Die Melancholie der Dinge: Patina

Vortrag

Die Melancholie der Dinge: Patina

01. 11. 2018

19 Uhr

Berlin, Kunstgewerbemuseum

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

 

Wir laden euch herzlich zur Eröffnungsfeier der Ausstellung ‘Inside Out. Einsichten der Möbelkunst’ in das Kunstgewerbemuseum im Kulturforum ein!

Begrüßung: Sabine Thümmler, Direktorin
Einführung: Achim Stiegel, Kurator der Möbelsammlung
Vortrag ‚Die Melancholie der Dinge: Patina‘: Thomas Palzer, Schriftsteller und Philosoph

We would like to invite you to the opening of our exhibition ‘Inside Out. Understanding the Art of Furniture Making’ at the Museum of Decorative Arts Berlin!

Welcome: Sabine Thümmler,
Introduction: Achim Stiegel, curator of the furniture collection
Talk ‘The Melancholia of Things: Patina’: Thomas Palzer, writer and philosopher

Deutsches Literaturinstitut Leipzig: Die Form des Essays

Ab WS 2018 / 19 jeden Dienstag zwischen 18-20 Uhr im Literaturinstitut Leipzig:
https://www.deutsches-literaturinstitut.de/aktuell.html

Thomas Palzer B235-06*
Essayistik, Literaturkritik
Die Form des Essays

Der Essay cruist. Alles, was ihm auf seinem Weg begegnet, kann aufgelesen werden. Der Essay folgt nicht dem Beispiel der Naturwissenschaften, die meinen, alles müsse eindeutig sein und immer von irgendwoher herleitbar. Ein Essay ist nicht der Logik unterworfen. Was sich erklärt, erklärt sich durch das Verhältnis der Worte zueinander.
Der Essay ist eine Geste, insofern die Geste eine Form ist, in der sich Geist und Materie miteinander verbinden, Gedanken mit Sätzen. Was innen liegt – das Subjektive – muss nach außen übersetzt werden, ins Objektive, ein dialektischer Prozess. Inhalte werden nicht durch die Form, sondern als Form ausgedrückt. Dabei entscheidet der Gebrauch der Wörter über den Gegenstand – und der Gegenstand, den man er- wählt hat, über das, was innen und außen ist.

15. – 21. Juli 2018: “Ich bin ein Schriftsteller ohne Sprache”. Begegnung mit Senthuran Varatharajah in Châtau d’Orion

Reden wir über Sprache. Wir benutzen sie selbstverständlich, missbrauchen sie ständig, finden uns darin nicht zurecht, sind sprachlos oder “ein Schriftsteller ohne Sprache”, wie Senthuraran Varatharajah von sich selbst sagt. Ein Paradox oder eine Sehnsucht? Das Ende meiner Sprache ist das Ende meiner Welt, will uns Wittgenstein weismachen. Darüber wollen wir reden, diskutieren, schreiben und am Ende veröffentlichen, was erarbeitet wurde.

Wir stellen uns fragen und suchen gemeinsam nach Antworten oder wenigstens nach Thesen. Was wäre die Welt ohne Sprache? Was bedeutet sie uns? Brauchen wir 8000 verschiedene Sprachen auf dieser Welt? Was, wenn es nur eine gäbe? Welche? Beginnt der Krieg, wenn das Sprechen aufhört? Können wir eine neue Sprache für die Diplomatie erfinden? Ist Identität ohne Sprache denkbar?

An einem der Tage in der Denkwoche werde ich nach der philosophischen Auseinandersetzung mit Sprache fragen – genauer: nach dem Begriff der Repräsentation, der im Mittelpunkt der Debatte steht. Ist der ontologische Status einer sprachlichen Vereinbarung wie der Hochzeit oder der eines Vertrages gleichbedeutend mit dem eines Apfels oder eines Liegestuhls? Existiert ein Gedanke auf die gleiche Weise wie ein Fels?

Zeichen stehen nicht für sich selbst, sondern für das, auf das sie zeigen: das Wort Baum für den Baum da draußen.

Gemäß der Linguistin Elisabeth Leiss wird kontrovers verhandelt, was Sprache eigentlich repräsentiert. In einem kurzen Abriss beschreibt sie die Evolution der sprachphilosophischen Grundpositionen:

• Sprache repräsentiert die Welt

• Sprache repräsentiert nicht die Welt, sondern unsere Gedanken über die Welt.

• Sprache repräsentiert unsere Gedanken über die Welt schlecht

• Sprache repräsentiert nicht nur schlecht; sie repräsentiert nichts.

 

Was repräsentiert die Sprache eines Schriftstellers ohne Sprache – vor der Zunahme der Zeichen?

Reden wir also über Sprache! Um uns zu orientieren, begegnen wir dem Schriftsteller Senthuran Vartharajah in Château d’Orion.

 

Näheres und Anmeldung unter:

Château d’Orion